Markenloyalität in der Klemmbaustein-Community: Müssen wir uns entscheiden?
Die Welt der Klemmbausteine hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Was einst von LEGO® dominiert wurde, ist heute ein vielfältiger und spannender Markt mit einer wachsenden Zahl an Alternativherstellern. Doch diese Entwicklung hat nicht nur neue Möglichkeiten geschaffen, sondern auch zu einer spürbaren Spaltung innerhalb der Community geführt. Markenloyalität, die eigentlich ein Ausdruck von Begeisterung und Identität sein könnte, wird oft zum Auslöser von Konflikten. Dabei sollten uns Klemmbausteine doch eigentlich eines verbinden: die Freude an Kreativität und Baukunst.

Markenloyalität: Ursprung und Bedeutung
Der Autor dieses Beitrags ist selbst mit LEGO aufgewachsen, und 99% seiner Sammlung bestehen aus LEGO-Steinen. Dennoch sieht er keinen Grund, Alternativhersteller zu verteufeln. Kreativität und Freude am Bauen sollten im Mittelpunkt stehen, unabhängig von der Marke.
Markenloyalität ist kein neues Phänomen. In vielen Bereichen, von Technik über Mode bis hin zu Hobbys, gibt es leidenschaftliche Anhänger bestimmter Marken. Im Klemmbaustein-Bereich ist LEGO® seit Jahrzehnten die dominierende Kraft und hat eine treue Fangemeinde aufgebaut. Für viele steht LEGO® für Qualität, Innovation und Kindheitserinnerungen – Werte, die tief mit der Marke verbunden sind.
Mit dem Aufstieg von Alternativherstellern wie Cobi, Cada, Mould King und anderen hat sich jedoch eine neue Dynamik entwickelt. Diese Marken bieten oft günstigere Preise, innovative Modelle und Nischenprodukte an, die LEGO® nicht abdeckt. Das hat zu einer Spaltung geführt: Während einige Fans ihre Loyalität zu LEGO® bewahren, sind andere begeistert von der Vielfalt und den Möglichkeiten der Alternativen.
Lagerbildung und ihre Folgen
Eine spannende Frage in diesem Zusammenhang ist, ob diese Spaltung auch ohne soziale Medien entstanden wäre. Historisch betrachtet gab es immer Markenloyalität und Lagerbildungen in verschiedenen Bereichen, doch das Ausmass und die Intensität scheinen durch die Dynamiken der sozialen Medien deutlich verstärkt worden zu sein.
Fehlender direkter Austausch: Vor der Ära der sozialen Medien waren Diskussionen auf kleine Gruppen oder persönliche Begegnungen beschränkt. Das machte Konflikte zwar möglich, aber weniger sichtbar und weniger eskalierend. Der direkte Dialog in kleinen Gruppen ermöglichte oft einen respektvolleren Umgang.
Verstärkte Reichweite durch soziale Medien: Plattformen wie Facebook, YouTube oder Reddit bieten heute eine Möglichkeit, Meinungen weltweit zu verbreiten und Gleichgesinnte zu finden. Dies ist an sich positiv, führt aber auch dazu, dass Lagerbildungen global sichtbar werden und sich verstärken, weil man sich oft nur innerhalb der eigenen „Bubble“ bewegt.
Weniger Nuancen: Ohne soziale Medien hätten Diskussionen wahrscheinlich weniger Reichweite und damit auch weniger Zuspitzung. In sozialen Medien fehlen Nuancen oft, da viele Beiträge verkürzt und emotionalisiert dargestellt werden, um Aufmerksamkeit zu generieren.
Es ist also denkbar, dass es auch ohne soziale Medien eine gewisse Spaltung gegeben hätte. Doch die Intensität, die Dynamik und die Sichtbarkeit, mit der heute diskutiert wird, wären ohne diese Plattformen kaum in dieser Form entstanden.Innerhalb der Community sind dadurch zwei Hauptlager entstanden:
Die LEGO®-Puristen: Diese Gruppe bleibt der Marke LEGO® treu und sieht Alternativhersteller oft kritisch. Für sie stehen Qualität, Nachhaltigkeit und die emotionale Verbindung zur Marke im Vordergrund. Oft wird argumentiert, dass Alternativen minderwertig oder sogar Plagiate seien.
Die Fans der Alternativhersteller: Diese Gruppe schätzt die Vielfalt, die oft günstigeren Preise und die kreativen Ansätze der Konkurrenz. Sie kritisieren LEGO für hohe Preise, eingeschränkte Themenwahl und fehlende Innovationen.
Diese Lagerbildung zeigt sich vor allem in sozialen Medien und Online-Foren. Diskussionen eskalieren oft und werden emotional, anstatt sachlich zu bleiben. Begriffe wie „Plagiat“, „Markenhörigkeit“ oder „Billigkopie“ werden schnell zum Vorwurf. Dabei geht es oft nicht mehr um die Produkte selbst, sondern um Identität und Prinzipien.
Die Rolle von Content Creators und Community-Building
Social-Media-Plattformen spielen eine zentrale Rolle bei der Bildung und Festigung dieser Lager. Content Creators, Influencer und Blogger sind oft Katalysatoren für Meinungsbildung und Diskurse innerhalb der Community.
Positionierung durch Content Creators: Viele YouTuber und Blogger entscheiden sich bewusst für eine klare Haltung. Manche vertreten kompromisslos die LEGO®-Puristen und heben die Marke als unangefochtenen Standard hervor. Andere wiederum nutzen ihre Plattform, um Alternativhersteller zu präsentieren und deren Vorteile zu betonen. Diese klare Positionierung sorgt oft für eine Verstärkung der Lagerbildung.
Polarisierende Inhalte: Social-Media-Algorithmen belohnen Inhalte, die Emotionen wecken und hohe Interaktionsraten erzielen. Polarisierende Videos und Beiträge – ob bewusst provokativ oder nicht – erhalten oft mehr Aufmerksamkeit. Das führt dazu, dass differenzierte Meinungen oder neutrale Positionen in den Hintergrund geraten.
Community-Building: Erfolgreiche Content Creators schaffen nicht nur Inhalte, sondern auch Communitys. Diese Gemeinschaften identifizieren sich oft stark mit der Haltung des Creators und verteidigen diese in Diskussionen. Dies kann positiv sein, wenn es um den Austausch über kreative Bauideen oder Neuheiten geht. Gleichzeitig kann es aber auch zur Verhärtung der Fronten beitragen, wenn Diskussionen innerhalb solcher Gruppen emotional aufgeladen werden.
Wer profitiert von der Spaltung?
Die Frage, wer von dieser Spaltung profitiert, ist vielschichtig. Einerseits befeuern die Kunden selbst die Konflikte, indem sie ihre Positionen vehement vertreten. Andererseits gibt es auch externe Faktoren:
Markenstrategien: LEGO® selbst hat ein Interesse daran, die Loyalität seiner Fans zu bewahren und Alternativhersteller kritisch darzustellen. Gleichzeitig versuchen Alternativhersteller, sich gezielt als „Rebell“ oder „Alternative“ zu positionieren, um Unzufriedene anzusprechen.
Social-Media-Plattformen: Algorithmen sozialer Netzwerke bevorzugen polarisierende Inhalte, da sie höhere Interaktionsraten erzielen. Dies führt dazu, dass kontroverse Diskussionen überproportional sichtbar werden.
Content Creator und Influencer: Viele YouTuber und Blogger positionieren sich klar auf eine Seite – sei es aus persönlicher Überzeugung oder um ihre Community zu bedienen. Das verstärkt oft die Trennung zwischen den Lagern.

Die Vision: Eine Community ohne Grenzen
Unsere Vision als Verein ist es, eine Community zu schaffen, die trotz unterschiedlicher Vorlieben und Marken loyale Verbundenheit teilt. Wir sehen Klemmbausteine als ein Medium, das Menschen inspiriert und zusammenbringt, ganz egal, von welchem Hersteller die Steine stammen.
Gemeinsamkeiten hervorheben:
Die Grundlage unseres Hobbys liegt in der Kreativität und der Freude am Bauen. Ob man Modelle aus LEGO®-Steinen baut oder innovative Designs von Alternativherstellern ausprobiert, das Ziel ist das gleiche: etwas Eigenes zu erschaffen und dabei Spass zu haben. Diese gemeinsame Leidenschaft sollte uns verbinden und nicht trennen.
Kreativität und Fantasie: Alle Marken bieten Bausteine, die Ideen zum Leben erwecken.
Gemeinsamer Austausch: Unabhängig von der Herkunft der Steine gibt es immer Raum, um Erfahrungen, Tipps und Ideen zu teilen.
Freude an der Vielfalt: Jede Marke bringt ihre eigenen Ansätze, Designs und Themen mit, die das Hobby insgesamt bereichern.
Müssen wir uns entscheiden?
Am Ende ist es eine persönliche Entscheidung, welche Marke man bevorzugt oder ob man offen für alle ist. Es gibt keinen „richtigen“ oder „falschen“ Weg, dieses Hobby zu geniessen. Vielmehr liegt die Stärke unserer Community darin, unterschiedliche Perspektiven zuzulassen und voneinander zu lernen. Jede Entscheidung, sei es für LEGO® oder für Alternativhersteller, trägt dazu bei, das Hobby vielfältiger und spannender zu machen.
Das Wichtigste ist, dass wir die Freude am Bauen nicht aus den Augen verlieren. Solange uns die Klemmbausteine inspirieren und zusammenbringen, haben wir bereits gewonnen. Als Verein schätzen wir die Vielfalt und die Kreativität, die dieses Hobby ausmachen. Für uns ist es nicht entscheidend, ob die Steine von LEGO®, Cada oder Cobi stammen. Wichtig ist, dass sie uns inspirieren, kreativ machen und zusammenbringen. Wir glauben, dass es möglich ist, die verschiedenen Perspektiven innerhalb der Community zu vereinen.
Was wir uns wünschen:
Respektvollen Umgang: Diskussionen sollten von gegenseitigem Respekt und Offenheit geprägt sein. Es geht nicht darum, Recht zu haben, sondern voneinander zu lernen.
Fokus auf Gemeinsamkeiten: Am Ende des Tages teilen wir alle die Liebe zu einem kreativen Hobby. Das sollte im Mittelpunkt stehen, nicht die Frage, welche Marke wir bevorzugen.
Vielfalt feiern: Jede Marke hat ihre Stärken und Schwächen. Anstatt sie gegeneinander auszuspielen, können wir ihre Unterschiede als Bereicherung betrachten.
Ausblick: Was kommt als Nächstes?
Dieser Beitrag ist der Auftakt zu einer Serie, in der wir verschiedene Aspekte der Klemmbausteinwelt beleuchten werden. In den nächsten Beiträgen werden wir unter anderem über folgende Themen sprechen:
Alternativhersteller im Fokus: Wer sind sie, was bieten sie, und warum bereichern sie den Markt?
Plagiate und ihre Folgen: Wie erkennt man Plagiate, welche Risiken bringen sie mit sich, und wie schaden sie der Community?
Die Zukunft des Hobbys: Welche Trends und Chancen gibt es, und wie können wir gemeinsam daran arbeiten, die Community zu stärken?
Wir freuen uns darauf, diesen Weg gemeinsam mit euch zu gehen und eine Plattform für Austausch, Kreativität und Zusammenhalt zu schaffen. Denn am Ende verbindet uns alle das Gleiche: die Liebe zu Klemmbausteinen.